Mittwoch, 15. April 2015

Fähre + Möwen + Knabberkram = große Liebe

Liebe Schnitzelfreunde,
merhaba! Ich bin zurück aus Istanbul und hatte eigentlich vor, mit einem großen Abriss des gesamten Urlaubs umme Ecke zu kommen. Tja, eigentlich, hm. Dann sichtete ich meine über 1000 Fotos (öhm, wann genau ist das denn passiert?) und stellte fest: da sind fast überall Möwen drauf! Im Ernst, knapp ein Drittel der Bilder sind blau und bemöwt. Natürlich nicht, weil Istanbul voller Möwen ist. Papperlapapp. Die Stadt ist voller rummelbuntem Lärm, Menschen, Gehupe, es wird gelacht, geredet und überall und immer wieder Tee getrunken. Also voller Dinge, die man sich von einem Urlaubstrip eigentlich nur so wünschen könnte. 

Aber. 


Die Sache hat einen entscheidenden Haken: Man kann dort keine Möwen füttern. Dafür muss man sich von Istanbul wegbewegen. Nur ein kleines bisschen. Gar nicht weit. Und auf die Drei-Wetter-Taft-Frisur scheißen. Das muss man auch. Und zwei klitzekleine Eurostückchen in Form von 6 türkischen Lira, die muss man einer Dame hinter Glas aufs Tellerchen legen. Schon kann's losgehen! Ah, stop. Eins noch. Bissken Schnuckerkram einpacken natürlich. Erdnussflips, Butterkekse, TUC-Cracker, Fladenbrot, Schnittchen, sowas halt. Sonst wird's schwierig. Möwenliebe ist eben leider nicht bedingungslos, dafür aber käuflich. 

So. Und aus genau diesem Grund - dem, dass Möwen zwar nicht in Istanbul, aber zuhauf auf meinen Bildern zu sehen sind - führt heute kein Weg dran vorbei an einem ausschweifend bebilderten Möwenpost. Äh, an meiner textinternen Logik feile ich noch...


Die Fährfahrt fing an wie jede andere auch. Ich kaufte ein Ticket, stolperte an Bord, entschied mich intuitiv für das obere Deck und den Fahrtwind und suchte mir einen Sitzplatz. Dann passierte lange erstmal nichts. Elternzeigefinger deuteten auf Objekte in der Ferne, der Schiffsmotor brummte ab und an auf, wir wippten wie in einer Nussschale, die auf den Wellen tanzt. Ich ließ den Blick schweifen. Ich klickte ein wenig herum. Zeit vertreiben.


Irgendwann legten wir dann endlich ab und tuckerten über den Bosporus. Sonne, Wasser, Wind - ich war selig. Dabei hatte sich noch keine einzige Möwe angemeldet!


Vermutlich wurde auch den übrigen Passagieren die Fahrt ein wenig lang. Das zooog sich aber auch wie Kaugummi hier, Menschenskinderneeneenee. Die Haare flatterten im Fahrtwind. Die Gischt schäumte, so wie sich das gehört. Istanbuls Häuser waren längst nicht mehr zu sehen. Um uns nur noch Blau. So viel davon, dass es schwierig wurde, den Horizont auszumachen. Ich genoss die Fahrt in vollen Zügen. Musste ich ja auch - unterhalten ging nicht.

Dann drehte ich mich für einen Sekundenbruchteil weg, was vermutlich totaler Quatsch ist, und auf einmal sausten ganze Schwärme hungriger, kreischender Möwen hinter der Fähre her und an ihr vorbei und um sie herum. Ich wüsste zu gerne, wer an dem Tag zuerst da war - der geworfene Brotkrumen oder die gelegenheitswitternde Seemöwe.


Eigentlich auch egal. Jetzt war Action angesagt! Die Passagiere teilten sich in drei Grüppchen. Die, die was zu Knabbern dabeihatten, die, die eine Kamera in Händen hielten und die, die keins von beiden, aber trotzdem Spässkes hatten. Plötzlich waren alle auf der Fähre sehr, sehr beschäftigt und sehr, sehr begeistert. Alles Essbare wurde wie im Rausch über Bord geworfen, man feuerte sich gegenseitig an und fütterte die Raubtiere in möglichst fotogenen Posen. Es war herrlich! Je länger man sich kannte, desto mutiger wurde man, sowohl Möwen als auch Menschen. Ich flitzte von einer Ecke in die nächste, bei den Nahaufnahmen streifte oft ein Federnschlag meine Stirn. Das hier war das Geflügelparadies! (Das klingt jetzt arg nach Fleischtheke im Supermarkt, ist aber anders gemeint.)


Ich habe überhaupt keinen Überblick, wie lange das Spektakel gedauert haben könnte. Ich weiß nur, dass ich den ersten Stop der Fähre komplett verpasste und deshalb eben auf einer anderen Insel landete. Die war aber auch sehr schön. Das, was sonst noch so auf der Fähre passierte und was ich unfreiwillig Feines auf der Prinzeninsel Büyükada im Marmarameer getrieben habe, erzähle ich euch ein andermal. Ich muss wohl erst den Möwenrausch ausschlafen... Mein Gott, war das toll.

Was gelernt?
Am Wasser wird man niemals nicht enttäuscht!
Und: Immer, immer Kekse dabeihaben!

4 Kommentare:

  1. Boa, geniale Bilder!
    Aber is das nich sau gefährlich, wenn die Möwen mal den Finger erwischen? ich glaub' die haben ganz schön kraft. kann mich dran erinnern, dass eine mal meinem Papa (als ich klein war) das ganze Eis (!) aus der Hand gerissen hat. Sauerei!

    Ganz viele liebe Grüße!

    Franzy

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    1. Vor den Schnäbeln hatte an dem Tag keiner Angst. Alle hielten ja das Futter freiwillig und am weit ausgestreckten Arm über die Reeling, so konnten die Möwen millimetergenau anvisieren und einsammeln. :) Aber schade um das Eis, da haste recht!

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  2. Bin baff. So schön sind Möwen! ;)

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    1. Hehehe, jawoll! Ich schaue mir seit Tagen nur immer wieder Möwenfotos an.
      Manman.

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