Mittwoch, 25. Februar 2015

[Rezept] Rote-Bete-Hummus

Liebe Schnitzelfreunde,
wenn man als Spross seiner Eltern jahrelang unbekümmert und fröhlich vor sich hin wächst, geschieht trotz größter Bemühungen auch gleichzeitig immer Folgendes: eine Nahrungsroutine schleicht sich ein! Schockierend. Egal, wie breit und bunt das heimische Lebensmittelspektrum auch sein mag - man isst meistens doch nur, was man kennt, denn das ist das, was man als 'normal' wahrnimmt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Genau, und wo wir schon bei blöden Sprüchen sind, kommt jetzt noch dieser andere blöde Spruch von dem Bauern, der nichts frisst, was er nicht kennt... Hach. 

Gerne gesehen auch folgende Unterhaltung in der Gemüseabteilung: "Guck mal, was ist DAS denn?" - "Öh...ich riech mal dran." - "Und?" - "Komisch, irgendwie." - "Weißt du, wie man das zubereitet?" - "Nee. Du?" - "Nee." Schulterzucken gepaart mit entschlossenem Griff zu Zucchini und Kartoffeln. Schade. Fast wär's was geworden. Gebt der Pastinake eine Chance!

Aber weiter im Text. Sogar im Supermarkt nimmt man also nur die eigenen Lebensmittelfreunde als wirkliche Optionen wahr. Der Rest ist Deko. In meinem Fall Mangold, Steckrüben und Drachenfrüchte etwa. Um nur einige zu nennen. Käuflich zwar, aber eher uninteressant. Vielleicht auch einschüchternd. Da werde ich dann zum Teenie, der aus Unsicherheit betont lässig die coole Socke rauskehrt und so tut, als seien Steckrüben halt einfach komplett unter Niveau. Öch. Beschämend. Ich degradiere Gemüse! Zu schmückendem Beiwerk, das dem "eigentlichen" Gemüse lediglich Gesellschaft leistet, daher also geflissentlich ignoriert werden kann. So geschehen mit diesem Ding hier:


Jahrelang. Sieht aus wie ein Pferdeapfel, nicht wahr? Sagt es ruhig. Keine Scheu. Ich war mir auch erst nicht sicher, ob ich mir das antun möchte. Und dann hab ich es einfach gemacht. (Hat auch gar nicht wehgetan!) Mit ein bisschen Wohlwollen und zwei zugedrückten Augen könnte man auch vom Pferdeapfel zum Schlagball rüberwechseln. Diese kleinen, festen Bälle aus rötlichem gegerbtem Leder, die man früher über den Schulhof schleudern musste. Weil der enthusiastische Sportlehrer es so wollte. Jahaaa, ist ja gut, hier werden falsche Assoziationen geweckt und üble Signale gesendet, mit Essen spielt man nicht. Obwohl, ich finde, mit Essen spielt man sehr wohl! Vielleicht nicht unbedingt Fußball oder Weitwurf. Aber wenn ich den Bogen zum Beginn des Posts spannen darf: ich bin davon überzeugt, dass man Essen später generell total super findet, wenn man als Kind damit rumsauen und experimentieren durfte. Zu empfehlen: Blaubeeren und Rahmspinat! Was für ein Spaß.

Jedenfalls ist das da oben meine erste Rote Bete. Und das hier unten mein erstes selbstgemachtes Hummus. Mit Roter Bete.


Und scheinbar eingebautem Knicklicht in Pink. Ein fluoreszierendes Pämpchen, garniert mit orientierungslosen Sonnenblumenkernen und Quinoa, der so tut, als sei er Sesam. Aaaber, Damenundherren, DAS SCHMECKT! Und wie. Allerdings ...je länger man draufguckt, desto eher möchte man die weißen Cowboystiefel überziehen und zu Cotton Eye Joe tanzen, spürt ihr das auch? Aber dieser Versuchung widerstehen wir nun gemeinsam und widmen uns dem Rezept.

Mein Gott, so viel Text für ein bisschen Brotaufstrich. Ich liebe Essen. Und Geschichten erzählen wohl auch. Nu' aber.


Rote-Bete-Hummus

125g Kichererbsen aus dem Glas, Abtropfgewicht
1 faustgroße Rote Bete (und wenn die Kassiererin "Süßkartoffel" eingibt, protestiert gerne! ihr seid dann der blöde Klugscheißer, aber ihr zahlt hinterher auch nur die Hälfte)
2 EL Olivenöl
1 Knoblauchzehe
3-4 EL Limettensaft
2 EL Tahin/Sesampaste
1/2 TL Salz

1. Kocht die Rote Bete in reichlich Salzwasser, ähnlich wie Kartoffeln. Putzt sie vorher nur sehr behutsam und beschädigt die Schale nicht, sonst blutet das gute Stück beim Kochen aus und euer Hummus wird weniger funky. Je nach Größe ist sie nach 25-40min gar.

2. Schnibbelt sie in kleine Stücke und werft alle Zutaten zusammen in eine Küchenmaschine. Alles zu einer homogenen Masse verrühren, mit Salz und Limettensaft abschmecken und servieren.

Garnieren könnt ihr mit Sesam, gehackten Mandeln oder einem Korianderblättchen. Dazu schmeckt tolles Pitabrot und ein Mangolassi.


Oder trockenes Bauernbrot und zwei Radieschen. Und das ist weniger traurig als es sich lesen mag. Mit dem Frühling kommt auch oft die Lust auf schlichteres Essen. Auf weniger Sahne, weniger Zucker, weniger Öl und weniger Cremigkeit. Weniger von allem. Sowieso seit Monaten ein riesiges Thema in meinem Kopf, aber dazu vielleicht ein andermal mehr.


Das Rezept hat bei mir für zwei handliche Schälchen voller Hummus gereicht. Fast ein wenig zu viel für nur zwei Leute. Mehrere Tage lang gab es abends nur eine einzige Option, wenn die Frage lautete: "Und, was magst du auf dein Brot haben?" Der erdige Geschmack der Roten Bete hat es mir aber einfach angetan. Asche auf mein Haupt fürs jahrelange links-Liegenlassen. Welche Lebensmittel werden von euch grundlos ignoriert? Seid auch ihr bereit, einen kleinen Schritt auf die Pastinaken dieser Welt zuzugehen?


Was gelernt?
Das hier wird wiederholt.
Und Mangold hat doch auch 'ne Chance verdient...

2 Kommentare:

  1. Haste das aus dem Liverpooler Vegetarierbuch geklaut? Ich hab das sofort auch rauskopiert, bin aber immer noch auf der Suche nach Tahini.

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    1. Nee, das habe ich mir aus mehreren Internet-Rezepten zusammengefummelt!
      Ich habe Tahin/Tahini bei Rewe in der Orientabteilung zwischen Ras el Hanout und Feigen im Speckmantel gefunden, aber das wird dir jetzt wohl leider nicht großartig weiterhelfen. ...hm, "Orientabteilung"? :)

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