Dienstag, 14. Oktober 2014

Wir fahren nach Strasbourg. - Nein! Doch! Ohhhh!

Liebe Schnitzelfreunde,
es ist schon wieder viel später als ich wollte. Der Plan sah vor, den stinkendfaulen Sonntag dazu zu nutzen, einen so hervorragenden Post zu erstellen, dass euch gar nichts anderes übrig bleiben würde als nur noch mit den Ohren zu schlackern. (Ich muss mal aufhören, ständig zu schreiben, was alles hätte sein können, ne?) Der Grund dafür, dass ich dann allerdings am Sonntag ein menschlicher Totalausfall war, ist natürlich - wie sollte es anders sein - französisch. Der Mann hatte tags zuvor "schön wandern" gehen wollen. Alles klar, schön wandern... Böse Falle. Nie wieder. Nie!

Aber dazu ein andermal. Ich hinke ja schon übel mit meinem Schwarzwaldwochenende hinterher. Der zweite Teil nun also heute. Und der findet nicht einmal im Schwarzwald statt. Sondern im schönen, schönen Strasbourg. Meine Familie hatte wohl beschlossen, meinem Franzosen eine Freude zu machen. "Da kann er dann endlich mal wieder Französisch sprechen! ...und uns Essen bestellen." Ja, ja, sehr uneigennützig, das Ganze. Es ging also los.


Ich habe gestern übrigens gelernt, wie man bunte, transparente Kreise in ein Bild setzt! Ein großer Spaß. An jede noch so unpassende Stelle wird ein Kreis gepflanzt, um völlig überflüssige Worte hineinzubetten, die nicht immer eine wirkliche Funktion haben. Toll. Und alles in Pink. Ich hasse Pink. Aber weiter im Text.


Es wird wohl kaum jemanden überraschen, wenn ich jetzt sage, dass man in Strasbourg eigentlich die ganze Zeit über nur fotografieren, essen, trinken und sich den Hals verrenken könnte ob all der geballten architektonischen Schönheit, die sich einem dort offenbart. Wir strichen durch so viele winzige Gässchen, schlenderten über einen Bauernmarkt und zwei Flohmärkte (mit Preisen, die sich gewaschen hatten), kehrten ein, um Flammkuchen zu essen (wir waren schließlich im Elsass) und brauchten gar keinen Plan, weil einen die eigenen Füße sowieso nur an schöne Ecken tragen konnten.


Mein Bruder hatte sich vor dem Ausflug ein bisschen schlau gemacht oder währenddessen heimlich Herrn Google befragt und führte uns von den Flohmärkten über die Paulskirche (die übrigens fast so aussieht wie der Kölner Dom) am Ufer der Ill entlang ins Gerberviertel der Stadt - La petite France. Ich finde übrigens den Namen des Flusses sehr gut gewählt. Kurz drei Striche hingekritzelt, feddich. Städte, die es ihren Einwohnern auf irgendeine Art ermöglichen, aufs Wasser zu starren, am Wasser zu sitzen oder gar ins Wasser zu gehen, haben bei mir sowieso von vorneherein einen Stein im Brett. 


La petite France ist eigentlich ein Paradies für Fotografen. Überall stehen Fachwerkhäuser, man schiebt sich durch kleine Gassen, die Häuschen haben die typischen Dachgauben und das Viertel selbst ist umgeben von den vielen Kanälen der Ill. Und Blumen! Balkone, Dachterrassen und Hauseingänge sind kaum noch zu erkennen vor lauter Blumen. Deshalb ist es mir ein wenig peinlich, zugeben zu müssen, dass ich mich beim Knipsen auf Wände, Schuhe, Schwäne und Zwiebelrestaurants konzentriert habe und La petite France deshalb vollkommen unterrepräsentiert daherkommt. Aber sowas passiert. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch Schnitzel.


Die Zwiebelnasenreihe da oben ist ein echter Favorit geworden. Es fing damit an, dass mein Franzose vor einem Sauerkrauthaus für ein Foto so gucken sollte wie Sauerkraut. Knips. Gut. Weiter. Gleich um die Ecke lächelte uns ein Zwiebelrestaurant an. Ja...hallo! Die Rollen wurden getauscht, ich sollte eine Zwiebel sein. Auf dem ersten Bild überlege ich noch, wie man das wohl umsetzen könnte und fasse mir zaghaft an die Nase, weil Zwiebeln ja gut riechen können. Plötzlich löst sich ein Herr erst von seiner weiblichen Begleitung und dann aus der Menge des Besucherstroms und stellt sich einfach neben mich. Wollte mit aufs Bild. "Sie müssen dann aber auch aussehen wie eine Zwiebel, sonst kommen Sie hier nicht weiter!" Die Regeln waren streng.

Gut, er hat dann ein wenig Nachhilfe gebraucht, aber wir wollten mal nicht so sein. Seiner Frau war das wohl entweder peinlich oder es war einfach DIE Gelegenheit, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen und mit dem Auto nach Rimini abzudüsen.

Zehn Meter weiter hat mein Vater dann aus mir mittlerweile unbekannten Gründen einen Flamingo für mich imitiert, und kurz bevor wir am Parkhaus ankamen, drängte es alle männlichen Gruppenmitglieder plötzlich zum Klo. Wir befanden uns auf dem Gelände der Uniklinik. Kurz herrschte Ratlosigkeit. Blick nach links, Blick nach rechts. Hm. Kurzerhand stratzten alle drei in die Psychiatrie, um sich dort zu erleichtern... Na ja, gut. Warum auch nicht. Eines Tages werde ich diese gemeinsamen Ausflüge mal sehr, sehr vermissen. Ich weiß es.


Was gelernt?
Familie ist super! Wandern manchmal nur so mittel.

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