Donnerstag, 13. November 2014

Ein Herz für Mottopartys

Liebe Schnitzelfreunde,
ich stehe ja total auf Mottopartys, schon seit der Schulzeit. Mein bester Freund und seine Mutter hatten immer die verrücktesten Ideen und anscheinend auch viel zu viel Energie. Oft kam ich zu Besuch und wurde Wochen vor der eigentlichen Party schon in die Vorbereitungen mit eingebunden. Wer den Fuß in die Wohnung gesetzt hatte, für den war es zu spät! Die Hausaufgaben mussten warten. Je nachdem, welches Motto gerade gewählt war, drückte man mir Pappmaché oder meterhohe Wände aus Karton samt Schere und Teppichmesser oder sehr viel Wolle oder gerne auch mal einfach einen Zettel mit Anweisungen für die Erstellung eines Hörspiels oder einer Grusel-Playlist in die Hand. "Verwandelt die Wohnung mal in eine riesengroße Ritterburg!" oder "Hier sind Zeitungspapier und Kleister - kannst du einen Kugelfisch bauen?" oder eben "Diesmal brauchen wir dringend eine fliegende Wäscheleine mit rotierenden Schlüppis im Flur!" waren keine ungewöhnlichen Aufgaben. Die Wäscherei war halt im Gästeklo untergebracht. Normal.


Das ganze Gewerkel gehört mit zu den schönsten Erinnerungen, die ich an meine Schulzeit habe. Für die Titanic-Party wurde in liebevoller Kleinarbeit ein character sheet für jeden einzelnen Gast erstellt. Man hatte also plötzlich eine E-Mail im Postfach, die einen dazu aufforderte, sich bitte intensivst mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen und am Abend der Party dementsprechend zu verhalten. Auch die Sprechweise, Frisur und das Kostüm sollten angepasst werden. Was war ich froh, "nur" die Rolle der Tante an der Rezeption bekommen zu haben! Ganz einfach. Schwein gehabt...


Ganz anders lief es bei der 20er-Jahre-Party. Da hatte man mir die Rolle einer Showtänzerin zugeteilt. Äh. Glückwunsch. Aber gut, mal biste der Hund, mal biste der Baum. Was soll's. Augen zu und durch! Die Showtanzgruppe traf sich Wochen vorher schon, um die von der Gastgeberin ersonnene Choreografie einzustudieren. Während der Proben fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Herumsteppen nach vorgegebenen Schritten war mein Untergang! Ich war der Sand im Getriebe dieser Tanztruppe, das Stöckchen, das man beim Radeln zwischen die Speichen geworfen bekommt, das schwächste Glied, nach dem sich alle richten mussten. Riesengroßer MIST!


Gerne wollte ich meine Rolle umgeschrieben bekommen. Zu der einer Showtänzerin, die sich am Tag vor dem Auftritt unter mysteriösen Umständen doch tatsächlich beide Beine bricht. Und dies natürlich ehrlich und zutiefst bedauert. Leider waren alle dagegen. Und ich zunächst etwas verzweifelt. Irgendwann löste sich aber glücklicherweise doch noch die Blockade im Kopf und sogar ich konnte im Hängerchen herumzappeln und diese verdammte Charleston-Choreografie tanzen, so wie sich datt gehörte.


Ja, das waren gute Zeiten! Mit dem Einstieg ins Arbeitsleben und dem Wegzug aus meinem geliebten Ruhrpott fielen unter anderem auch diese Parties weg. Ein großer Skandal! Darum freue ich mich umso mehr, dass ein lieber Freund von mir seinen Geburtstag am Wochenende dringend kostümiert verbringen möchte. Juchu! Es stehen sogar fünf Mottos zur Wahl. Franzose und ich haben es trotzdem geschafft, sie alle komplett zu verfehlen. Macht nichts. Der Wille war da!


Mit wirklich guten Vorsätzen schlenderten wir zum Flohmarkt, auf der Suche nach einem pfiffigen und günstigen Kostümchen. Dann gingen wohl an Ort und Stelle die Pferde mit uns durch. Das kennt man ja. Diese Franzosen sind ja alle so leidenschaftlich. Wenn die einmal loslegen, heieiei. Jedenfalls gehen wir jetzt als Omma und Oppa und lehnen das mehr oder auch weniger gekonnt an eines der Mottos an: "Grüße aus'm Pott!" Alte Leute gibt es da schließlich auch. Damit es besser passt und keiner merkt, dass wir schummeln, habe ich Franzose beigebracht, 'hömma' zu sagen. 'Et fiselt' kann er auch schon! Das macht die Omma stolz. Jetzt muss es am Samstag bitte nur noch leicht regnen, sonst war die Mühe umsonst.

Der Oppa kann auch anders!
Flotte Mitt-Achtzigerin im Schluppenblüschen!
Unser spontanes Fotoshooting direkt vorm Haus fand in der gesamten Nachbarschaft großen Anklang. Eine Dame fragte interessiert, was das denn werden soll, wenn es fertig ist. Dann bot sie an, uns zu knipsen. Eine Familie wollte erst samt Kinderwagen mit aufs Bild, war dann aber leider doch zu kamerascheu. Und ein Vater mit Sohn zeigte sich neidisch auf das Franzosenbier. Ich glaube, das machen wir jetzt öfter. So und nicht anders lernt man am Sonntagnachmittag Leute kennen! Oder was meint ihr so?

Was gelernt?
 Omma bin ich richtich gerne! Hömma.

3 Kommentare:

  1. Ich finde Euch äußerst überzeugend und würde Euch auch bei einer Ruhrpott-Party willkommen heißen ;)!

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    1. Jaaaaaaaaaa! Du bist der Motivator! Wir üben jetzt noch ein bisschen "hömma", "Killefitt" und "Gedöns" und dann wird das schon, ne?

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    2. So siehts aus. Ich bin sicher "Ihr" wart ein voller Erfolg...

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