Sonntag, 30. November 2014

my feet and [...]
Fotoserien für den gemeinen Neurotiker

Liebe Schnitzelfreunde,
ich mag Füße. Also, eigentlich noch viel eher Fotos von Füßen, gerne auch von angezogenen Füßen. Solchen in Socken, Flip-Flops, Strumpfhosen, Wanderschuhen, eleganten Schläppchen, ausgelatschten Sneakers, Gummistiefeln oder derben Sandalen. Keine Ahnung, wo diese Begeisterung herkommt, aber seit ich meine heißgeliebte Nikon Spiegelreflexkamera mit mir herumschleife, bleibe ich am laufenden Band irgendwo stehen, wo der Bodenbelag mächtig Eindruck macht, schubse meine elfenzarten Quadratlatschen ins untere Bilddrittel und drücke selig auf den Auslöser. (Kleine Notiz an mich: das mit den kürzeren Sätzen, das muss wirklich mal angegangen werden. Seid ihr noch da?) 


Vielleicht ist es auch eher ein ganz fieser Schuh-Fetisch, den ich mir eifrig angezüchtet habe? Obwohl ich da noch Zweifel hege. Schuhgeschäfte sind mir ein Graus, meine eigenen Treter sind meist nach kürzester Zeit mindestens vorne an der Spitze so arg zerkratzt, dass man meinen könnte, ich spiele mit allem, was mir vor die Füße läuft, eine lustige Runde Ball und wenn es ein Schuh bei mir ins Regal schafft, darf er meist bleiben, bis er auseinanderfällt. Und das ist leider wörtlich gemeint. An dieser Stelle viele Grüße an Mama, die mich vor wenigen Jahren noch sanft dazu ermutigen musste, ein paar zu Tode geliebte Stiefel in die Tonne zu kicken. Tolle Lederstiefel, zwei Nummern zu groß, mit einem mittelgroßen Loch oben (da kann die Sonne reinscheinen) und einem größer als mittelgroßen Loch unten (da kann der Regen aus den Pfützen reinsickern). Ein ganzes Jahr lang hatte ich sie noch hinten im Schrank versteckt. Ab und zu wurden sie hervorgeholt, wenn eine Kneipentour oder eine durchtanzte Nacht anstand. Im Dunkeln mit Bierchen in der Hand und feinem Beat in den Ohren achtete eh niemand auf funktionstüchtiges Schuhwerk.


Viel eher vermute ich ja, dass ich einfach dokumentieren möchte, wo ich war. So komplett unspektakulär. Wo ich mit meinen eigenen Füßen gestanden habe. Ganz wahrhaftig. Und den Moment einfangen, der oft ein besonderer war. Obwohl man das den meisten Bildern überhaupt nicht ansieht. 


Hier zum Beispiel von links nach rechts: 1. Paragliding am Atlantik in Frankreich. Da hatte ich meinen Flug mit nackten Füßen und zum ersten Mal knallrot lackierten Zehennägeln grad hinter mir und blicke Franzose hinterher, der grad abgehoben ist. Ich war so ausgehungert, wollte so gerne mal wieder etwas Ungewöhnliches tun. 2. Ein weiteres erstes Mal. Der Laubschnitzler und ich. Mit Sicherheit gibt es eine vernünftige Bezeichnung für dieses Gerät, mit dem ich sehr viel Spaß hatte. Stundenlang, denn der französische Garten ist unglaublich groß. 3. Auf dem Weg zum Flohmarkt in Frankfurt. Tag des Ommakostüms. Aufregend. Überall lagen bunt bemalte Steine herum. 4. Flohmarktfunde von einem anderen Tag als dem Tag des Ommakostüms. Dieses Buch rechts oben, das werde ich bald noch mal erwähnen. Es bringt mich um. So gut ist es. Und mein Gott, was war ich glücklich, es in der Kiste entdeckt zu haben! 5. Auf der Rolltreppe mit Tom. Auf dem Weg in den Grugapark in Essen. Ein wirklich lang herbeigesehnter und ganz, ganz arg benötigter Heimatbesuch. Tja... Zuhause ist eben einfach da, wo deine Freunde sind. Mensch. Isso.


Und auch hier nochmal: 1. Auf dem von der Sonne fein aufgeheizten Dach des Mietwagens im Roadtrip-Sommer 2013 in Griechenland. Sich losgelöst fühlen und frei, ganze zehn Tage lang, was für ein geiler Urlaub. Leider bin ich eine Minute nach dem Foto hier barfuß in sechs bis acht kleine Distelbomben getreten. Mit Widerhaken. 2. Schon wieder Frankreich und der Atlantik. Ein Strand, der so menschenleer war, dass man vor Glück hätte quietschen können. Tosende Wellen, leichter Dunst in der Luft, weit und breit nur Meer, Salzwasser und Milliarden von Sandkörnern. Ein Träumchen. 3. Rosa Kunstkringelchen in der U-Bahn-Haltestelle am Willy-Brandt-Platz mitten in Frankfurt. Fast meine Lieblingshaltstelle, weil sie so liebevoll und irgendwie auch surreal gestaltet ist. Überall Kunst und seltsame Dinge. 4. Schielender Superkater in einer unauffälligen Seitengasse in Griechenland. Zunächst so scheu und skeptisch, dann aber hingebungsvoll schmusig. Rote Haare for president! 5. Vor dem Ökohaus in Frankfurt, bei einem Franzosenbesuch. Wir waren gerade so dämlich, den Zug zu verpassen und brauchten ein Zeitverbringding. Peinlich, jetzt noch zuzugeben, dass der nächste Zug uns mittens ins Nirgendwo kutschierte, weil wir nicht gemerkt hatten, dass es in Hessen zwei Dörfchen mit demselben Namen gibt. Wir fuhren wenigstens an einer Ortschaft namens "Lieblos" vorbei, und das hat dann irgendwie den Tag gerettet. Vielleicht kann man da mal vorbeigehen und ganz viel Liebe in die vielen Briefkästen werfen?


Diese Fußmomente. Gut sind sie. Und es werden immer mehr. Ich find's richtig, beim Fotografieren auch mal nach ganz unten oder auch nach weit, weit oben zu schauen. Die Perspektive herauszufordern und mit ihr zu spielen. 


Manchmal liegen einem die besten Sachen doch wirklich zu Füßen, hm?


Was gelernt?
Ich habe über 100 Fußfotos. Uff.
Habt ihr auch so einen Fototick, der euch begleitet? Wollt ihr ihn loswerden oder kann er ruhig bleiben?

2 Kommentare:

  1. Sehr sympatisch so ein Fetisch. Würden die Bilder in einer Galerie hängen, würde ich sagen das ist Kunst. So ist es.... verschroben - und das ist doch jeder irgendwie auf die ein oder andere Art ;)

    Liebe Grüße
    Valerie

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    1. Du hast recht - jeder ist ein bisschen banane. :) Wäre ja beinahe schade, wenn nicht.

      Viele liebe Grüße zurück!

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